Archäologen in Israel entdecken alte Kirche in der Nähe des Berges Tabor

30.07.2020

Viele Pilger und Touristen besuchen den Berg Tabor, eine heilige biblische Stätte. In der Nähe haben Archäologen die Überreste einer rund 1.300 Jahre alten Kirche ausgegraben.

Experten haben bei Probegrabungen für einen neuen Spielplatz im Dorf Kfar Kama, auf halbem Weg zwischen Nazareth und dem See Genezareth im Norden Israels, die Grundmauern einer alten christlichen Kirche freigelegt, teilte die Israelische Altertumsbehörde (IAA) am Dienstag mit.

Im Gegensatz zu den meisten Kirchen habe die 12 mal 36 Meter große Kirche nicht nur eine Gebetsnische, sondern auch drei Apsiden gehabt, teilte die IAA mit. Das Kirchenschiff und die Seitenschiffe waren mit farbenfrohen Mosaiken bedeckt, die geografische Motive und rote, blaue und schwarze Blumenmuster darstellten. Die Dekorationen sind teilweise erhalten.

Die Grundmauern mehrerer Räume wurden neben der Kirche freigelegt. Die Ausgrabungen und Untersuchungen sollen in naher Zukunft fortgesetzt werden.

Bei Ausgrabungen für einen Spielplatz

Teil eines Klosters?

Anfang der 1960er Jahre wurden in Kfar Kama die Fundamente einer weiteren Kirche ausgegraben. Dabei könnte es sich um die Dorfkirche gehandelt haben, während das neu entdeckte Bauwerk zu einem Kloster aus der gleichen Zeit gehört, sagte Professor Moti Aviam vom Kinneret Academic College, dessen Institut an den Ausgrabungen beteiligt ist. Der neue Fund unterstreicht die Bedeutung des christlichen Dorfes am Fuße des Berges Tabor, sagte Aviam.

Die Mosaike der Kirche sind teilweise erhalten

Der Berg Tabor ist selbst eine historisch bedeutende Stätte. Das kegelförmige und 588 Meter hohe Wahrzeichen ist vom gesamten Jesreel-Tal in Untergaliläa aus sichtbar. Von dem einst bewaldeten Berg aus lassen sich Verkehrswege leicht kontrollieren, weshalb er seit langem von strategischer militärischer Bedeutung ist.

Nach dem Neuen Testament ist der Berg Tabor der Ort der Verklärung Jesu. Die Kirche und das Franziskanerkloster auf dem Gipfel sind ein beliebtes Ziel für griechisch-orthodoxe Pilger und Touristen.

Der Berg Tabor ist im gesamten Jesreel-Tal in Untergaliläa zu sehen.

Tabor: Ein heiliger Berg

Die Geschichte des Tabor geht auf das zweite Jahrtausend v. Chr. zurück. Auf dem Berg befinden sich Überreste antiker und mittelalterlicher Befestigungen.

Franziskanermönche ließen sich 1631 erstmals auf dem Berg nieder und errichteten zwischen 1921-24 die Kirche der Verklärung auf der Ostseite des Bergplateaus. Ein griechisch-orthodoxes Kloster und eine weitere Kirche wurden auf der Nordseite errichtet.

Der Berg Tabor gilt in der biblischen Tradition als heiliger Ort und wird bereits im Alten Testament als Kultstätte erwähnt. Christen bringen den Berg mit der Verklärung Jesu in Verbindung, als er dem Neuen Testament zufolge den Jüngern in göttlicher Gestalt erschien. In einigen christlichen Zweigen wird das Licht, das die Jünger während dieses Ereignisses sahen, als Taborlicht bezeichnet.

Die Verklärungskirche auf dem Berg Tabor wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut

Viele mittelalterliche Festungsanlagen, zu denen oft auch befestigte Kirchen gehörten, wurden Tabor genannt, ebenso wie Städte und andere Berge in Europa. Im Jahr 1217 wurde die deutsche Stadt Montabaur nach dem Berg benannt. Etwa 200 Jahre später war die tschechische Stadt Tabor während eines Krieges weithin als „Siedlung der Verklärten“ bekannt. Auch in den französischen Alpen gibt es einen Mont Thabor.

sd/db/cmb (kna/dpa)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.