Ibuprofen vs. Paracetamol: Wann sollte man das eine und wann das andere nehmen?
Es ist ein altehrwürdiger Moment des Kopfkratzens im Apothekengang – welches rezeptfreie Schmerzmittel soll ich nehmen?
Trotz der vielen verschiedenen Markennamen und Verpackungen gibt es im Wesentlichen zwei Arten von rezeptfreien Schmerzmitteln: Paracetamol, wie es in einer Flasche Tylenol oder Excedrin enthalten ist, und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), eine breite Klasse, die Ibuprofen (Advil), Naproxen (Aleve) und Aspirin enthält.
Im Rahmen dieses Artikels werden wir uns mit Paracetamol und Ibuprofen befassen. Obwohl die beiden austauschbar zu sein scheinen, gibt es doch viel mehr Unterschiede zwischen ihnen, als man gemeinhin annimmt.
Schmerzmittel 101
Von den vier großen Schmerzmitteln ist Paracetamol (falls Sie in Übersee leben) nach Aspirin das zweitälteste im Werkzeugkasten der modernen Medizin.
Erstmals im späten 19. Jahrhundert entdeckt, wurde Paracetamol erst in den 1950er Jahren als sicheres Medikament zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung allgemein anerkannt und bald darauf als Tylenol vermarktet. Ab 1959 war es in den Vereinigten Staaten rezeptfrei erhältlich. Trotz des späten Starts ist Acetaminophen heute das weltweit am häufigsten verwendete Schmerzmittel, sowohl auf Rezept als auch rezeptfrei.
Ibuprofen hingegen ist das zweitjüngste der drei großen rezeptfreien NSAIDs, das in den 1960er Jahren entwickelt und in den 1970er Jahren in den USA auf Rezept vermarktet wurde. Ab 1984 war es auch in den USA rezeptfrei erhältlich.
Ibuprofen ist ein NSAID und kann Entzündungen im Körper reduzieren. Paracetamol hingegen hat wenig bis gar keine entzündungshemmenden Eigenschaften, was bedeutet, dass Sie bei Schmerzen wegen eines geschwollenen Knöchels mit einer Flasche Advil wahrscheinlich besser dran sind als mit Excedrin.
Und wie Medical Daily bereits berichtete, kann eine Flasche des letzteren bei bestimmten Arten von Schmerzen auch nicht viel Linderung verschaffen, wie eine im Februar 2015 im BMJ veröffentlichte Übersichtsarbeit zeigt. Bei der Auswertung von 13 randomisierten Studien kamen die Autoren schnell zu dem Schluss, dass Paracetamol „bei der Behandlung von Kreuzschmerzen unwirksam ist und für Menschen mit Arthrose nur einen minimalen kurzfristigen Nutzen bietet.“ Ibuprofen hingegen kann bei akuten Episoden von beidem eine gewisse Linderung verschaffen.
Wie sieht es mit einem heißen Kopf aus? Nun, eine 2005 in der Zeitschrift Evidence Based Nursing veröffentlichte Untersuchung ergab, dass das Fieber eines Kindes durch Ibuprofen wirksamer gesenkt werden konnte als durch Paracetamol, obwohl es keinen wesentlichen Unterschied bei der Schmerzlinderung zu geben schien. Spannungskopfschmerzen? Ibuprofen. Krämpfe? Ibuprofen und andere NSAIDs.
Der einzige eindeutige Vorteil von Paracetamol gegenüber Ibuprofen besteht bei sehr jungen Menschen. Das Medikament kann gefahrlos bei Säuglingen eingesetzt werden, während Ibuprofen nicht an die Zunge von Personen unter 6 Monaten gelangen sollte (von Aspirin wird ausdrücklich für Personen unter 18 Jahren abgeraten, da es das seltene Reye-Syndrom auslösen kann).
Auch wenn Ibuprofen vielseitiger und schlagkräftiger ist, wurde Paracetamol bisher allgemein als die sicherere Option angesehen – bis vor kurzem jedenfalls. Eine im Januar dieses Jahres im BMJ veröffentlichte Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015 ergab, dass das Risiko unerwünschter Ereignisse bei Paracetamol im Verhältnis zur Dosis nicht besser ist als bei NSAR. „Wir glauben, dass das tatsächliche Risiko der Verschreibung von Paracetamol höher ist als das, was derzeit in der klinischen Gemeinschaft wahrgenommen wird“, so die Schlussfolgerung der Autoren. Die Art und Weise, wie sich diese Risiken manifestieren, variiert zwischen den beiden Medikamenten, wobei Paracetamol mit Lebertoxizität in Verbindung gebracht wird und Ibuprofen Magen-Darm-Blutungen und Nierenschäden verursachen kann.
Die allgemeine Erkenntnis, die man hier gewinnen kann, ist, dass es kein perfektes Medikament gibt, egal wie wundersam seine kurz- und langfristigen gesundheitlichen Vorteile auf dem Papier erscheinen mögen. Obwohl NSAIDs beispielsweise Paracetamol an Wirksamkeit übertrumpfen, erhöhen sie auch – sehr geringfügig – das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Außerdem sterben jedes Jahr schätzungsweise fast 500 Amerikaner an einer Überdosis Paracetamol. All dies bedeutet nicht, dass Sie keine Kopfschmerztablette einnehmen sollten, wenn sie Ihnen über den Weg läuft, es bedeutet nur, dass Sie sich der potenziellen Stärken und Schwächen dieser Tablette bewusst sein sollten.
Welches Fläschchen sollten Sie aus dem Arzneimittelregal nehmen? Nun, vorausgesetzt, Sie leiden nicht unter bestimmten Allergien oder Nierenkomplikationen, ist Ibuprofen wahrscheinlich das beste Mittel für Ihr Geld.