Personen

Biografie

Ludwig van Beethoven verkörpert die Idee des schöpferischen Genies der populären Vorstellungskraft, das sich gegen Konventionen und körperliche Einschränkungen auflehnt, um die Grenzen von Form und Ausdruck in seiner Kunst herauszufordern. Er gilt als einer der größten und einflussreichsten Komponisten der westlichen klassischen Tradition und trotzte im Alter von 28 Jahren einer beginnenden Taubheit, um ein Werk zu schaffen, das 722 Werke umfasst, darunter 9 Sinfonien, 35 Klaviersonaten und 16 Streichquartette.

Frühes Leben und Studium

Beethoven wurde im Dezember 1770 in Bonn als Sohn von Johann van Beethoven geboren, einem flämisch-deutschen Lehrer und Sänger im Dienste des Kurfürsten von Köln, dessen Hof sich in Bonn befand. Seine musikalische Begabung wurde schon in jungen Jahren erkannt und gefördert. Seit seinem 9. oder 10. Lebensjahr nahm er Unterricht bei dem Hoforganisten und Komponisten Christian Gottlob Neefe, der feststellte, dass Beethoven „sicherlich ein zweiter Wolfgang Amadeus Mozart werden würde, wenn er so weitermachte, wie er begonnen hat“. Beethoven übernahm in der Folge die Stellen eines Hilfsorganisten und Bratschisten in der Hofkapelle, und seine erste Veröffentlichung – eine Reihe von drei Klaviersonaten – erschien 1783. Im Jahr 1787 erhielt er die Erlaubnis, nach Wien zu reisen, offenbar um bei Mozart zu studieren, aber der Besuch wurde abgebrochen, nachdem seine Mutter erkrankt war. Fünf Jahre später kehrte er zurück, um bei Joseph Haydn Unterricht zu nehmen, entschied sich aber diesmal, die habsburgische Hauptstadt zu seiner Heimat zu machen und blieb dort für den Rest seines Lebens.

Beethoven und das Klavier

Beethovens früher Ruhm beruhte auf seiner Virtuosität als Pianist, die er in öffentlichen und privaten Konzerten unter Beweis stellte. Seine ersten beiden in Wien veröffentlichten Werke waren Klaviertrios bzw. Soloklaviersonaten, letztere Haydn gewidmet. Zwischen 1795 und 1810 folgte eine Reihe von fünf Klavierkonzerten, von denen Beethoven die ersten vier selbst uraufführte. Er führte auch Werke anderer Komponisten auf, wie z. B. Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll (KV 466), und war berühmt für seine Improvisationen. Auch der Klavierunterricht bildete in seiner frühen Karriere ein wichtiges Element seiner Tätigkeit, um sein Einkommen aufzubessern. Bemerkenswerte adelige Schüler waren Erzherzog Rudolf von Österreich (1788-1831) und Gräfin Giulietta Guicciardi (1784-1856), der Beethoven die sogenannte „Mondschein“-Klaviersonate op. 27 Nr. 2 widmete.

Aufgrund seiner zunehmenden Taubheit war Beethoven 1814 gezwungen, das Klavierspiel in der Öffentlichkeit einzustellen, doch blieb das Instrument ein zentraler Bestandteil seines Schaffens. In einem Brief an Erzherzog Rudolf aus dem Jahr 1823 beschrieb Beethoven seine Kompositionspraxis und schrieb, dass es wichtig sei, einen kleinen Tisch neben dem Klavier aufzustellen, damit man lerne, „die entferntesten Ideen sofort festzuhalten“. Im Jahr 1818 erhielt er aus London ein neues Broadwood-Fortepiano, das einen größeren Tonumfang bot als die Wiener Instrumente, an die Beethoven gewöhnt gewesen war. In seinen späten Klaviersonaten (op. 106, 109, 110 und 111) nutzte Beethoven solche technischen Entwicklungen, um die bis dahin akzeptierten Grenzen von Dynamik, Ausdruck, Rhythmus und Technik zu erweitern.

Beethovens Kreativität

Beethovens erhaltene Skizzen sind eines der eindrucksvollsten und aussagekräftigsten Beispiele für den Kampf eines kreativen Künstlers mit dem leeren Blatt. Berühmt-berüchtigt für das chaotische Erscheinungsbild seiner Handschrift, die oft voller Streichungen, Änderungen und Kritzeleien ist, bieten die Manuskripte eine eindrucksvolle visuelle Darstellung seiner Kreativität und nähren die populäre Wahrnehmung des jähzornigen Temperaments des Komponisten.

Eine Skizze für einen symphonischen Satz in c-Moll aus seiner Bonner Zeit zeigt, dass sich Beethoven schon früh mit der symphonischen Form beschäftigte (Add. MS 29801, folio 70v). Seine neun vollendeten Symphonien bilden das Rückgrat seines kompositorischen Schaffens, das sich über die Jahre 1800 bis 1824 erstreckt, wobei jede von ihnen einen eigenen Charakter hat und auf unterschiedliche Weise innovativ ist.

Im Jahr 1809 stimmte eine Koalition von drei Gönnern Beethovens unter der Führung von Erzherzog Rudolf zu, dem Komponisten ein Gehalt von 4000 Gulden pro Jahr zu zahlen, unter der Bedingung, dass er in Wien bliebe und ein Angebot, Kapellmeister in Kassel zu werden, nicht annehmen würde. Die Absicht war, Beethovens finanzielle Sorgen zu lindern und ihm größere Autonomie als Komponist zu geben. Im Gegenzug widmete Beethoven Rudolf 14 Werke, darunter die Klaviersonate op. 81a (Les Adieux), das „Erzherzog“-Klaviertrio op. 97 (1811), und die Missa Solemnis op. 123 (1819-23).

Kammermusik bildete ein weiteres beständiges Element in Beethovens Schaffen, vor allem die 16 Streichquartette, die zwischen 1800 und 1826 komponiert wurden, von denen die letzten vier neue Klangwelten erforschten, die aus einem letzten gewaltigen Schaffensschub in den Jahren 1825 und 1826 hervorgingen.

Beethovens Musik umfasst viele andere Gattungen, darunter Lieder, Kanons, Kantaten, Variationen, Bagatellen, Ouvertüren, Tänze, Opern, Bühnenmusik und Märsche, was die Vielfalt seiner Interessen und Möglichkeiten als Komponist widerspiegelt.

Revolutionärer Kontext

Mehr als jeder andere Komponist wird Beethovens Musik mit transzendentalen Vorstellungen von Kampf, Revolution und dem Erhabenen identifiziert. Ideale von Freiheit und Emanzipation von Tyrannei durchdringen Werke wie seine einzige Oper Fidelio und die Neunte Symphonie, die oft im Zusammenhang mit der breiteren kulturellen und politischen Landschaft des frühen 19. Jahrhunderts interpretiert werden. Die Französische Revolution und die anschließenden Französischen Revolutions- und Napoleonischen Kriege bilden sicherlich einen bedeutenden Hintergrund für Beethovens Leben zwischen 1789 und 1815. Die Uraufführung der Dritten Symphonie (Eroica) im April 1805 fand sechs Monate vor dem ersten Fall Wiens in die Hände der napoleonischen Armee statt, während Fidelio am 20. November 1805 vor einem Publikum uraufgeführt wurde, das zum größten Teil aus den französischen Besatzern bestand. Während der Belagerung Wiens 1809 suchte Beethoven Zuflucht im Keller des Hauses seines Bruders Kaspar, und seine frühere Bewunderung für Napoleon wich der Verachtung.

Es war ein Zeichen für Beethovens aufstrebenden Status, dass seine Musik auf dem Wiener Kongress, der 1814 und 1815 die Landkarte Europas nach dem Sturz Napoleons neu gestaltete, eine wichtige Rolle spielte. Auf dem Kongress wurden nicht nur die Siebte und Achte Symphonie und Wellingtons Sieg (op. 91) uraufgeführt, sondern auch die Kantate Der glorreiche Augenblick (op. 136), die Beethoven für ein großes Galakonzert komponierte, an dem am 29. November 1814 im Wiener Redoutensaal zahlreiche europäische Staatschefs teilnahmen. Als er 1827 starb, wurde Beethoven in ganz Europa gefeiert, und sein Leichenzug in Wien zog viele Tausende von Schaulustigen an.

Beethovens Vermächtnis

Beethovens Vermächtnis besteht vor allem darin, dass seine Musik in vielen Ländern der Welt aufgeführt, aufgenommen und studiert wird. Die Wahrnehmung seiner Musik war in den letzten zwei Jahrhunderten nicht statisch, sondern hat sich als Reaktion auf unterschiedliche Geschmäcker und soziale Kontexte dramatisch verändert. Es ist ein Beweis für Beethovens Kraft, anzuregen und zu provozieren, dass seine Musik im Laufe der Zeit von verschiedenen politischen und sozialen Bewegungen aufgegriffen wurde.

Beethovens Musik übte einen starken kreativen Einfluss auf nachfolgende Komponistengenerationen aus, von Berlioz, Wagner und Mahler bis hin zu Schostakowitsch, Tippett und Thea Musgrave. Sein Vermächtnis ist auch in der Literatur (z. B. E. M. Forster, Anthony Burgess), der bildenden Kunst (z. B. Gustav Klimts Beethovenfries) und der Populärmusik von großer Bedeutung, ebenso wie die umfangreiche Verwendung seiner Musik in der Populärkultur im Allgemeinen: in Filmen (z. B. A Clockwork Orange, Saturday Night Fever, The King’s Speech), in der Fernsehwerbung, in Comics und Manga sowie in Videospielen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Komponisten war Beethoven darauf bedacht, einen Großteil seines Skizzenmaterials zu bewahren, nicht zuletzt deshalb, weil sie oft viel Material enthielten, das nicht in das fertige Werk aufgenommen wurde. Etwa 30 Bände von Beethovens Skizzen sind in Bibliotheken auf der ganzen Welt überliefert, zusammen mit den Entwürfen oder Partiturmanuskripten vieler seiner vollendeten Werke. Die Entschlüsselung und Analyse dieses Materials ist fast zu einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin geworden und begann bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die British Library verfügt über eine bedeutende Sammlung dieses physischen Nachlasses, der nun vollständig digitalisiert und über das Portal Digitised Manuscripts online verfügbar ist. Zu den Beständen der Bibliothek gehören auch umfangreiche Sammlungen von frühen Beethoven-Ausgaben, Sekundärliteratur und Tonaufnahmen.

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