Der Cantus Firmus

Der Cantus Firmus (c.f.) ist eine in sich geschlossene und ausgewogene melodische Linie, die für Schreibübungen in einem System verwendet wird, das als Art Kontrapunkt bekannt ist. Die erste Aufgabe besteht darin, eine Linie zu konstruieren, die die entsprechenden Eigenschaften aufweist:

  • Singbarkeit (vokale Idiomatik)
  • Melodischer Fluss
  • Gleichgewicht (Neutralität, Homogenität)
  • Schluss
  • Güte der Kontur
  • Kohärenz

Um diese Qualitäten zu erreichen, werden wir bestimmte feste Regeln des Vorgehens beachten:

  1. Maximaler Tonumfang von einer Zehntel (vorzugsweise Alt- oder Tenorlage)
  2. Es werden nur diatonische Töne verwendet (zur Zeit nur Dur-System)
  3. Alle Töne sind von gleicher Dauer (vereinbarungsgemäß die ganze Note)
  4. Es sind keine Tonwiederholungen erlaubt
  5. Anfangs- und Endton sind beide Tonika, und im gleichen Register
  6. Keine dissonanten Sprünge sind erlaubt (die P4 ist nur in der Melodie konsonant)
  7. Kein Sprung größer als eine 8 ist erlaubt
  8. Keine Serie von drei Noten darf eine 7tel oder größere Dissonanz definieren
  9. Dem Schlusston muss entweder die 7. oder die 2. Stufe vorausgehen
  10. Der Scheitelpunkt (höchster Ton) darf nicht der Leitton sein
  11. Der Scheitelpunkt darf nur einmal vorkommen
  12. Wir werden auch bestimmte Tendenzen oder Vorlieben berücksichtigen:

  13. Vorliebe für konjunktionale (schrittweise) Bewegung gegenüber disjunktionaler
  14. Vorliebe gegen zwei aufeinanderfolgende Sprünge in dieselbe Richtung
  15. Wenn auf den Sprung ein Schritt folgt, Vorliebe für die Richtung, die der des Sprungs entgegengesetzt ist. (Die Stärke der Vorliebe nimmt mit der Größe des Sprungs zu)
  16. Vorliebe für die Vielfalt von Art und Richtung der Bewegung
  17. Vorliebe gegen die Bildung interner Gruppen durch registrale Isolation, sequenzielle Wiederholung oder andere Mittel
  18. Vorliebe für eine gemäßigte Länge (8-15 Noten)

Einige dieser Tendenzen (z.B. die Nummern 12 und 15) arbeiten gegensätzlich zueinander. Ein Teil der Aufgabe, den Lebenslauf zu schreiben, besteht darin, diese gegensätzlichen Kräfte durch ein gutes intuitives Urteilsvermögen in Einklang zu bringen.

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