Die Rolle der fetalen Membranen bei Schwangerschaft und Geburt

Eine erfolgreiche Schwangerschaft erfordert eine schützende intrauterine Umgebung, die die optimale Entwicklung des Fötus gewährleistet. Die fetalen Membranen kleiden die innere Oberfläche der schwangeren Gebärmutter aus und sind von entscheidender Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Bedingungen, die für die Gesundheit des Fötus erforderlich sind. Die innerste Schicht ist die Amnionmembran, die in Kontakt mit dem Fruchtwasser steht und durch ihre mechanische Festigkeit die strukturelle Integrität der Fruchtblase aufrechterhält. Die darunter liegende Chorionmembran ist als Teil der mütterlich-fötalen Grenzfläche mit der Dezidua verschmolzen. Das Zusammenspiel von Chorion und Dezidua steuert das angeborene und adaptive Immunsystem der Mutter lokal in der Gebärmutter, was für die Toleranz gegenüber dem semi-allogenen Fötus entscheidend ist. Mit fortschreitender Schwangerschaft verändern sich die fetalen Membranen und die Dezidua, wodurch diese schwangerschaftsfördernden Funktionen geschwächt werden und ein proinflammatorischer Phänotyp mit verminderter Immuntoleranz und reduzierter Membranstärke entsteht. Die umgestalteten fetalen Membranen neigen zur Ruptur und produzieren uterotonische Faktoren, die das Myometrium erreichen und die Kontraktionen stimulieren. Diese Veränderungen führen zu Wehen und Geburt.
Obwohl viel über die histologische Struktur, die zelluläre Zusammensetzung und die funktionellen Eigenschaften der fetalen Membranen bei normalen und pathologischen Schwangerschaften bekannt ist, sind die Mechanismen, die den schwangerschaftsfördernden Phänotyp aufrechterhalten und den Übergang zu einem geburtsfördernden Zustand zum richtigen Zeitpunkt bewirken, kaum verstanden. Infolgedessen sind Schwangerschaftskomplikationen wie vorzeitige Wehen, vorzeitige Membranruptur (pPROM), Frühgeburt und dysfunktionale Wehen nach wie vor weit verbreitet. Es liegt auf der Hand, dass weitere Forschungen zur Biologie der fetalen Membran erforderlich sind, um das Wissen zu erlangen, das eine wirksame Vorbeugung, rechtzeitige Diagnose und sichere Therapie dieser schwer zu behandelnden Schwangerschaftskomplikationen ermöglicht. Ziel dieses Forschungsthemas ist es, eine Sammlung von Beiträgen zu präsentieren, die die Rolle der fetalen Membranen in der normalen Schwangerschaft, bei der Geburt, bei pathologischen Schwangerschaften und als neue Quelle von Stammzellen und transplantiertem Material beleuchten. Die Vorstellung neuer Konzepte und Hypothesen, die Verbreitung technischer Innovationen und die Befürwortung von Paradigmenwechseln werden das Interesse an diesem wichtigen Forschungsgebiet verstärken und weitere Forschungen anregen.
In dieser Ausgabe zum Thema Forschung enthalten wir Artikel, die den gegenwärtigen Stand des Wissens über Struktur und Funktion der fetalen Membran (Amnion und Chorionlaeve) zusammenfassen. Gesucht werden Beiträge, die klinische Beobachtungen, zelluläre und molekulare Veränderungen, in vitro mechanistische Studien, neue Konzepte und Methoden beschreiben. Der Anwendungsbereich erstreckt sich auch auf die Decidua als mütterliches Gewebe, das in engem Kontakt mit den fötalen Membranen steht und mit ihnen in Wechselwirkung steht. Potenzielle klinische Übersetzungen und Anwendungen sind besonders erwünscht. Tiermodelle, die für die menschliche Schwangerschaft relevant sind, fallen ebenfalls in den Bereich des Themas. Die Formate umfassen Original-Forschungsartikel, kurze Forschungsberichte, prägnante Reviews, konzeptionelle Analysen, neue Methoden, Hypothesen und Perspektiven.
Die spezifischen Themen umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:
-Genexpressionsmuster und Phänotypdynamik von fetalen Membran- und Deziduazellen während der Schwangerschaft
-Die Rolle der fetalen Membranen bei der Kontrolle des endokrinen/parakrinen Milieus im Uterus
-Die Rolle der fetalen Membranen und der Dezidua bei der Regulierung von angeborenen und adaptiven Immunantworten im schwangeren Uterus
-Mechanische Eigenschaften der fetalen Membranen
-Molekulare Mechanismen, die die Funktion der fetalen Membranen auf genetischer, epigenetischen und zellulären Signalebenen
-Fetale Membranen als Quelle von Stammzellen und chirurgischen Transplantaten

Stichworte:Amnion, Chorion, Gestation, Parturition, Trophoblast

Wichtiger Hinweis: Alle Beiträge zu diesem Forschungsthema müssen in den Bereich der Sektion und der Zeitschrift fallen, bei der sie eingereicht werden, wie in deren Leitbildern definiert. Frontiers behält sich das Recht vor, ein Manuskript, das nicht in den Geltungsbereich fällt, in jeder Phase der Begutachtung an eine geeignetere Sektion oder Zeitschrift weiterzuleiten.

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