Inzidenz und Übertragungswege des Hepatitis-B-Virus in England und Wales, 1995-2000: Implikationen für die Immunisierungspolitik
Hintergrund: Die Inzidenz der Hepatitis-B-Virusinfektion (HBV) im Vereinigten Königreich ist gering. Da die Infektion schwerwiegende Folgen haben kann, besteht ein ständiger Bedarf, ihre Epidemiologie zu untersuchen, um Kontrollmaßnahmen zu entwickeln.
Zielsetzungen: Unser Ziel war es, die aktuelle HBV-Inzidenz und die Übertragungsmuster im Vereinigten Königreich zu beschreiben, die Rate neuer Trägerinfektionen abzuschätzen und die Auswirkungen auf die Kontrolle von HBV durch Immunisierung zu diskutieren.
Studienaufbau: Wir analysierten routinemäßige Laborüberwachungsdaten zu akuten HBV-Infektionen in England und Wales (1995-2000) sowie Daten zur Migration und zur globalen HBsAg-Prävalenz.
Ergebnisse: Die geschätzte jährliche Inzidenz von HBV-Infektionen in England und Wales betrug 7,4 pro 100.000. Injizierender Drogenkonsum war der am häufigsten gemeldete Übertragungsweg. Die Zahl der auf heterosexuelle Kontakte zurückzuführenden Fälle blieb relativ stabil, während die Zahl der Fälle bei Männern, die Sex mit Männern haben, zurückging. Diese Beobachtungen setzen die für die frühen 1990er Jahre gemeldeten Trends fort. Eine Übertragung in der Kindheit wurde nur selten gemeldet, kam aber bei Südasiaten häufiger vor. Die Inzidenz bei Südasiaten ist relativ hoch, und ihre Hauptrisikofaktoren sind medizinische Behandlungen im Ausland und heterosexuelle Kontakte. Für etwa ein Drittel der Fälle von akuter HBV-Infektion wird kein Übertragungsweg gemeldet, aber eine Analyse der säkularen Trends und der Altersverteilung lässt vermuten, dass viele dieser Fälle mit dem injizierenden Drogenkonsum zusammenhängen könnten. Die endemische Übertragung ist nur für einen kleinen Teil aller neuen chronischen Infektionen verantwortlich, wobei die überwiegende Mehrheit auf die Einwanderung von etablierten HBV-Trägern zurückzuführen ist.
Schlussfolgerungen: Die Inzidenz akuter HBV-Infektionen in England und Wales ist nach wie vor niedrig, wobei die gemeldeten Übertragungswege im Vergleich zu den frühen 90er Jahren ähnlich sind. Die Prävalenz der HBV-Infektion im Vereinigten Königreich hängt eher von der globalen als von der nationalen Immunisierungspolitik ab. Die endemische Übertragung kann durch eine bessere Durchimpfung von injizierenden Drogenkonsumenten verringert werden, was auch die Zahl der gemeldeten Fälle ohne Risikofaktor verringern dürfte. Darüber hinaus müssen Impfoptionen erforscht werden, die den Bedürfnissen ethnischer Minderheiten besser gerecht werden.