Mittelhandknochenbruch

Von Scott Kaar, M.D.

Ein Mittelhandknochenbruch ist eine Fraktur (Bruch) der Röhrenknochen in der Handfläche (Mittelhandknochen). Sie treten klassischerweise im Mittelhandknochen des kleinen Fingers bei Boxern oder Sportlern anderer Sportarten oder Aktivitäten auf. Diese Art von Fraktur ist daher als „Boxerfraktur“ bekannt geworden. Jedem der Ziffern der Hand ist ein entsprechender Mittelhandknochen zugeordnet, und jeder dieser Mittelhandknochen kann bei einem energiereichen Aufprall auf die Hand eines Sportlers gebrochen werden.

Diese Verletzungen sind auch in anderen Sportarten als dem Boxen häufig. So mussten zum Beispiel Ronnie Brown von den Miami Dolphins und Tony Romo von den Dallas Cowboys wegen eines Mittelhandbruchs jeweils eine Zeit lang auf der Intensivstation verbringen, ebenso wie Jason Terry von den Mavericks, der operiert werden musste, um seinen Mittelhandbruch zu beheben.

Anatomie des Mittelhandknochens

Die Mittelhandknochen sind die Röhrenknochen, die den größten Teil des Raums in der Handfläche einnehmen. Jeder der Finger (Ziffern) hat einen entsprechenden Mittelhandknochen, der die Handgelenksknochen mit den Fingergliedern (Einzelknochen der Finger) verbindet. Auf der Handflächenseite der Mittelhandknochen befinden sich Beugesehnen, die zum Beugen der Finger dienen, z. B. um eine Faust zu machen. Auf dem Handrücken befinden sich Strecksehnen, mit denen die Finger gestreckt bzw. aufgerichtet werden. Zwischen den Mittelhandknochen befinden sich die kleinen inneren Muskeln (die Musculi interossea und lumbricale), die ebenfalls dazu beitragen, die feinen Fingerbewegungen zu kontrollieren. Bei einem Mittelhandknochenbruch wirken die Fingerbeuger und die intrinsischen Muskeln zusammen, um den Bruch zur Handfläche hin zu biegen (Apex-Dorsal-Angulation). Wie stark sich die Fraktur verbiegt, hängt davon ab, wie stark die Verletzung ursprünglich war. Eine Verletzung mit höherer Kraft kann zu einer stärkeren Biegung (Verschiebung des Bruchs) führen.

Bei einer normalen, unverletzten Hand eines Sportlers ist die Bewegung an den Gelenken von Zeige- und Langfinger geringer und am Ring- und Kleinfinger größer. Die größere Bewegung an den beiden kleineren Fingern ermöglicht eine größere Abwinklung bei der Heilung der Fraktur. Dies liegt daran, dass sich die Hand durch die erhöhte normale Bewegung dieser beiden Mittelhandknochen an eine eventuelle bleibende Deformierung anpassen kann. Der Zeige- und der Langfinger können sich dagegen weniger gut an die Beugung von Mittelhandknochenbrüchen anpassen, da sie über eine geringere natürliche Bewegung verfügen. Die normale Bewegung der Mittelhandknochen lässt sich erkennen, wenn man eine feste Faust macht und dabei beobachtet, wie sich die Ring- und Kleinfingerseite des Handrückens weiter nach innen biegt.

Diagnose

Ein verletzter Sportler wird einen heftigen Schlag auf die Hand beschreiben. Oft handelt es sich um eine Schlagverletzung oder einen direkten Schlag bei einem Sturz oder einer Quetschung. Die Hand schmerzt sehr stark, vor allem an dem gebrochenen Mittelhandknochen. Es kommt zu Schwellungen, die oft beträchtlich sind, sowie zu Blutergüssen direkt über der Verletzung. Aufgrund der starken Schmerzen durch die Fraktur kann es zu Schwierigkeiten beim Bewegen der Finger kommen.

Bei der körperlichen Untersuchung ist die Hand des Sportlers über dem verletzten Mittelhandknochen am empfindlichsten. Es können Bruchenden des Knochens tastbar sein, die sich bei Druck bewegen lassen. Wenn die Fraktur abgewinkelt ist, kann die Hand etwas nach innen zur Handfläche hin gebogen sein, und es kann ein Punkt an der Spitze der Fraktur zu spüren sein. Ein wichtiger Aspekt der körperlichen Untersuchung ist die Frage, ob eine Rotationsdeformität der Fraktur vorliegt. Dies kann beurteilt werden, indem der Patient aufgefordert wird, eine Faust zu machen. Dabei sollten die Finger alle in einer Linie liegen und parallel sein. Wenn der Finger, der dem gebrochenen Mittelhandknochen entspricht, nicht richtig mit den umliegenden Fingern ausgerichtet ist, sind die Bruchenden höchstwahrscheinlich gedreht. In diesem Fall schert der verletzte Finger oft unter oder über einen benachbarten Finger.

Ein Mittelhandknochenbruch kann bei jeder Sportart auftreten, obwohl das höchste Risiko bei den Sportarten besteht, bei denen die Gefahr eines energiereichen Aufpralls auf die Hand des Sportlers besteht. Klassischerweise ist dies bei Boxern und anderen Kampfsportlern der Fall. Aber auch bei anderen Aufprallsportarten wie Fußball und Rugby sind die Hände des Sportlers der Gefahr ausgesetzt, gegen Dinge wie die Helme und Polster der gegnerischen Spieler oder den Boden selbst zu prallen.

Ursachen

Eine Mittelhandfraktur tritt auf, wenn die Hand mit ausreichender Kraft auf einen anderen Gegenstand aufschlägt, so dass die Mittelhandknochen brechen. Dies geschieht in der Regel bei einem Schlag mit geballter Faust. Dabei schlagen die Fingerknöchel (die Köpfe der Mittelhandknochen) direkt gegen einen harten Gegenstand, und die gesamte Kraft des Schlags wird direkt über die Mittelhandknochen übertragen. Dies erklärt, warum Boxer für diese Brüche anfällig sind, vor allem, wenn jemand einen Schlag ohne den Schutz von Handschuhen ausführt. Auch eine Quetschverletzung der Hand kann zu einem Mittelhandknochenbruch führen, z. B. wenn jemand direkt auf der Hand des Sportlers landet.

Behandlung

Erstbehandlung – Mittelhandknochenbruchschiene

Zur Erstbehandlung wird die Hand mit einer Mittelhandknochenbruchschiene versorgt. Dabei umschließt die harte Schiene die Hand und den Unterarm nicht rundum, sondern ein Teil des Umfangs ist nur weich umwickelt, damit eine Schwellung auftreten kann. Die Fingerspitzen werden in der Regel aus der Schiene herausgenommen und frei gelassen, damit sie sich bewegen können und nicht steif werden.

Nachbehandelt

Nach einer genaueren Untersuchung und Röntgenaufnahmen wird entschieden, ob eine Operation notwendig ist oder nicht. In den allermeisten Fällen ist die Fraktur ausreichend ausgerichtet und die Knochenenden sind nicht zu stark verformt. Bei Ring- und Kleinfinger kann eine stärkere Verformung in Kauf genommen werden, ohne dass ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, da diese Finger aufgrund ihrer größeren Beweglichkeit eine größere Kompensationsfähigkeit besitzen als der Zeige- und der Langfinger. Jede signifikante Scherenbildung ist inakzeptabel und sollte geschlossen behandelt werden, da diese Deformität auch nach der Heilung der Fraktur schlecht toleriert wird.

Wenn der Mittelhandknochenbruch tatsächlich in einem akzeptablen Bereich liegt, wird die Mittelhandknochenbruchschiene des Patienten in vielen Fällen in einen harten zirkulären Gips geändert. In einigen Fällen, in denen die Fraktur nicht oder nur sehr wenig verschoben ist, kann eine abnehmbare Schiene in Betracht gezogen werden, wobei der Sportler jedoch das Risiko einer weiteren Verschiebung der Frakturknochenenden in Kauf nimmt, insbesondere wenn die Hand ein zweites Mal belastet wird. In den meisten Fällen heilt der Mittelhandknochenbruch gut aus, und zwar im Laufe von 6 bis 8 Wochen. In dieser Zeit kann der Gipsverband nach einer gewissen Zeit entfernt und durch eine abnehmbare Schiene ersetzt werden. Alle paar Wochen werden Röntgenbilder angefertigt, um sicherzustellen, dass der Bruch richtig verheilt und die Knochenenden ihre Ausrichtung beibehalten.

Wann zum Arzt gehen

Hunderte von Sportlern erleiden täglich akute Verletzungen, die nach dem P.R.I.C.E.-Prinzip sicher zu Hause behandelt werden können. Gibt es jedoch Anzeichen oder Symptome einer ernsthaften Verletzung, sollte Erste Hilfe geleistet werden, wobei der Sportler ruhig und gelassen bleiben sollte, bis der Rettungsdienst eintrifft. Anzeichen für eine Notfallsituation, in der Sie sich in ärztliche Behandlung begeben sollten, können sein:

  • Knochen oder Gelenke, die eindeutig verformt oder gebrochen sind
  • Starke Schwellungen und/oder Schmerzen,
  • unregelmäßige Atmung oder Puls
  • Verwirrung oder Verwirrung
  • Lähmungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl

Außerdem sollte ein Sportler einen Arzt aufsuchen, wenn die akuten Symptome nach Ruhe und häuslicher Behandlung nicht verschwinden, wobei das P.R.I.C.E.-Prinzip nicht verschwinden.

Welche bildgebenden Verfahren sind bei einer Mittelhandfraktur erforderlich?

Die definitive Diagnose einer Mittelhandfraktur erfordert eine Reihe von Röntgenaufnahmen der Hand, um die Handknochen einschließlich der Mittelhandknochen eindeutig zu beurteilen. In bestimmten Fällen, in denen die Fraktur genauer betrachtet werden muss, kann eine Computertomographie in Betracht gezogen werden, doch ist dies sehr ungewöhnlich. Andere bildgebende Untersuchungen wie eine MRT sind bei einem isolierten Mittelhandknochenbruch fast nie erforderlich, da sie in der Regel keine weiteren Informationen als eine normale Röntgenaufnahme liefern. Wenn der Verdacht auf andere Verletzungen besteht, die auf den Röntgenbildern nicht eindeutig zu erkennen sind, können weitere Untersuchungen in Betracht gezogen werden.

Ist eine Operation des Mittelhandknochenbruchs erforderlich?

Eine operative Stabilisierung ist bei Mittelhandknochenbrüchen erforderlich, bei denen eine zu starke Beugung (Abwinkelung) oder Verschiebung an der Bruchstelle vorliegt. Normalerweise wird bei den Mittelhandknochen des Zeige- und des Langfingers eine maximale Abwinkelung von etwa 15° toleriert, während beim Ringfinger 35° und beim Kleinfinger oft 50° toleriert werden. Auch wenn eine Scherenbildung vorliegt, die auf eine inakzeptable Rotation der Frakturenden hinweist, sollte eine Fixierung in Betracht gezogen werden. Manchmal ist ein Versuch, die Fraktur neu auszurichten (geschlossene Reposition), ohne Inzision möglich. Gelingt dies, kann der Patient wie oben beschrieben in einem Gipsverband behandelt werden.

Sonstige, weniger häufige Gründe für eine Operation sind Frakturen, bei denen die darüber liegende Haut gebrochen ist und die Wunde mit den gebrochenen Knochen in Verbindung steht (offene Frakturen). In diesem Fall ist ein chirurgischer Eingriff oft erforderlich, um die Wunde zu säubern und das Risiko einer Infektion zu verringern. Bei diesen Verletzungen kann der gebrochene Mittelhandknochen instabil sein, weil die den Knochen umgebenden Weichteile oft stärker verletzt sind und daher dem Bruch weniger Stabilität verleihen. Schließlich kann es in seltenen Fällen zu einem Sehnenriss kommen, der gleichzeitig mit dem Mittelhandknochenbruch auftritt. Bei diesen Verletzungen wird der Bruch oft gleichzeitig mit der Reparatur der Sehne fixiert.

Operation von Mittelhandknochenbrüchen

Ein verletzter Sportler mit einem Mittelhandknochenbruch, der operativ stabilisiert werden muss, wird in den Operationssaal gebracht und entweder sediert oder in Vollnarkose versetzt, um den Patienten zu entspannen und die Manipulation des Bruchs zu ermöglichen. Manchmal können die Frakturenden ohne einen großen Schnitt neu ausgerichtet und genagelt werden. In vielen Fällen ist jedoch ein Einschnitt erforderlich und die Frakturenden können direkt sichtbar gemacht werden. Der Bruch wird unter direkter Sicht neu ausgerichtet (reponiert) und dann mit Stiften, Schrauben oder Platten und Schrauben fixiert (offene Reposition, interne Fixation). Anschließend wird der Bruch für eine gewisse Zeit ruhiggestellt, um den Einschnitt und den Bruch zu schützen.

Erholungszeit bei Mittelhandknochenbruch

Nach einem operativ oder nicht operativ behandelten Mittelhandknochenbruch werden Hand und Handgelenk des Patienten während der Heilung in einer Schiene, einem Gips oder manchmal in einer abnehmbaren Schiene ruhiggestellt. In regelmäßigen Abständen werden Röntgenaufnahmen angefertigt, um sicherzustellen, dass die Fraktur ihre korrekte Ausrichtung beibehält und weiter verheilt. Die Heilung von Mittelhandknochenbrüchen dauert in der Regel einige Monate, aber der genaue Zeitpunkt für die Rückkehr eines Sportlers zu seinem Sport hängt davon ab, wie stabil der Bruch ist und wie hoch das Risiko einer erneuten Dislokation des Bruchs ist, das der Sportler und der behandelnde Arzt für angemessen halten. Bei einigen Sportarten kann der Sportler auch mit Gips trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen, wie z. B. beim Laufen, während bei anderen Sportarten, wie z. B. Schwimmen, die Teilnahme praktisch unmöglich ist, bis die Schiene oder der Gips nicht mehr getragen wird. Bei Kollisionssportarten wie Fußball kann ein Sportler manchmal mit einer schützenden, abnehmbaren Schiene antreten, während die Fraktur weiter heilt, obwohl dies in der Regel nur für bestimmte Positionen wie Lineman und Verteidiger möglich ist, da sie nicht so sehr darauf angewiesen sind, den Ball zu halten.

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