Wirkt Zigarettenrauchen stressmindernd? Evidence from the event-related potential (ERP)
Vorangegangene Studien haben über das Paradox berichtet, dass Zigarettenrauchen psychologisch Stress reduziert, aber physiologisch das Erregungsniveau erhöht. Um diese Frage zu klären, sollte in unserer Studie untersucht werden, ob Zigarettenrauchen Stress abbaut, indem das späte positive Potenzial (LPP), eine Komponente des ereigniskorrelierten Potenzials (ERP), gemessen wurde. In Experiment 1 sahen sich die Teilnehmer zunächst emotional neutrale Bilder an, dann erhielten sie eine Pause und schließlich sahen sie erneut emotional neutrale Bilder. In der Pause rauchten sie eine Zigarette (Raucherbedingung) oder ruhten sich einfach aus, ohne zu rauchen (Nichtraucherbedingung). Der Ablauf von Experiment 2 war derselbe wie in Experiment 1, mit dem Unterschied, dass die Teilnehmer vor der Pause unangenehme Bilder als Stressstimuli sahen. In Versuch 1 verringerte sich die LPP von vor bis nach der Pause in der Raucherbedingung, nicht aber in der Nichtraucherbedingung, was darauf hindeutet, dass das Rauchen von Zigaretten im neutralen Zustand das Erregungsniveau reduziert. In Experiment 2 nahm die LPP für 400-600 ms von vor bis nach der Pause sowohl in der Raucher- als auch in der Nichtraucher-Bedingung ab; die LPP für 200-400 ms nahm jedoch nur in der Raucher-Bedingung von vor bis nach der Pause ab. Dies deutet auf die Möglichkeit hin, dass Zigarettenrauchen im unangenehmen Zustand eine schnellere Abnahme des Erregungsniveaus als beim Nichtrauchen ermöglicht. Sowohl in Versuch 1 als auch in Versuch 2 deuteten die Ergebnisse der subjektiven Bewertung ebenfalls darauf hin, dass das Rauchen von Zigaretten die Ängstlichkeit verringert. Zusammengenommen deuten sowohl die physiologischen (LPP) als auch die psychologischen Reaktionen aus unserer Studie darauf hin, dass Zigarettenrauchen möglicherweise Stress abbaut.